Das gab’s zuvor noch bei keinem Reporter Slam: Erstmals fiel die Entscheidung im Stechen, weil zwei Slammer mit lauten 110,5 Dezibel exakt den gleichen Applaus-Pegel erreicht hatten. Das Publikum setzte also erneut zum Lärm an – und es gewann ganz knapp die Reporterin, die sich am Morgen noch nervös gefragt hatte: „Warum tue ich mir das eigentlich an?“ Hinterher wusste sie es. Jubelnd riss Maris Hubschmid vom Tagesspiegel die Arme hoch, freute sich euphorisch über den ersten Pokal ihres Lebens. Sie sagte später, sie wolle für die Trophäe nun ein eigenes Zimmer einrichten. Womöglich war das ein bisschen gelogen. Aber warum auch nicht – schließlich hatte sie mit ihrer Geschichte rund um eine notorische Lügnerin die 160 Zuschauer im Prachtwerk in Berlin-Neukölln begeistert. Nun darf sie sich „2. Berliner Reporter Slampion“ nennen, als Nachfolgerin von Sebastian Erb von der taz, der sich bei der Premiere im November durchgesetzt hatte.
Die taz war auch diesmal im Wettbewerb vertreten – durch Ingo Arzt, der die Zuschauer ironisch zu einer Urlaubsreise nach Fukushima überreden wollte. Die freie Autorin Jasna Zajcek reiste erzählerisch nicht ganz so weit, sondern nur bis nach Sachsen, wo sie Flüchtlingen Deutsch-Unterricht gegeben und dabei von vielen vorherigen Lebenserfahrungen profitiert hat.
Und noch kürzer war der Weg für den Ukulelen-Barden Bommi, der den Abend eröffnete mit dem gesungenen Lob der Vorstadt: „Ich ziehe nach Britz; Leute, das ist kein Witz.“
Höllisch gelacht wurde, als Buchautorin Nadine Wojcik (Wo der Teufel wohnt“) davon berichtete, was Exorzisten in Polen so alles für „Satanisches Zeug“ halten.
Und ein Slammer leistete auch körperlich harte Arbeit: Jan Lindenau von der WELT brachte einen riesigen Mülleimer mit auf die Bühne. Warum? Weil er es kann – und weil er einen solchen Mülleimer ganze 24 Stunden lang beobachtet hat, am nicht gerade gemütlichen Bahnhof Zoo. Belohnt wurde der Einsatz mit Platz 2 im Stechen.
Für alle, die sich die Auftritte des Abends noch einmal anschauen wollen, sind nun hier die ersten Videos – und eine Auswahl der schönsten Impressionen (Danke an die Agentur Gretchen für die Aufnahmen und Andi Weiland für den Video-Schnitt und die Fotos!):