Das hätte sich die deutsche Kartoffel im Sommer auch noch nicht träumen lassen: Da steckte sie nicht nur tief im Boden, sondern auch in der Krise, wurde durch die Dürre kleiner und spärlicher, diente außerdem als Schimpfwort auf deutschen Schulhöfen. Doch dann verhalf ihr ein Interview auf SpiegelOnline wieder zu alter Stärke, geführt von SpOn-Sportredakteur Christian Helms. Und nun hat sich Helms dank dieser Kartoffel auch noch den Titel des neuen Hamburger Reporter Slampions geholt. Mehr als 200 Zuschauer begeisterte er im Polittbüro mit seiner skurrilen Geschichte und sicherte sich mit 106,7 Dezibel beim Schlussapplaus den Siegerpokal – eine Goldene Forelle! Die schmeckt mit Kartoffel als Beilage sicher auch sehr gut.
Aber nicht nur Helms hat an diesem Abend Stärke gezeigt, sondern alle Akteure eines Slams, der so schmackhaft war wie ein gutes Gratin. Ukulelenbarde Bommi sang feinste Hits aus Britz über Exitstrategien für Journalisten (“Freischreiber-Blues” und “Bommis Herbstlied”). Tobias Zwior vom NDR berichtete aus Krisen-Seminaren für das schwache Geschlecht – nämlich für Männer auf der Suche nach ihrer Identität. 7 Tage hat er gemeinsam mit ihnen gesucht. Seine Präsentation animierte die Zuschauer zu lauten “Ahu”-Rufen und ist ab dem 5. Dezember als Reportage im NDR Fernsehen zu sehen (und danach in der Mediathek).
Ruth Fend, ehemalige Neon-Chefredakteurin und heute im Führungsteam vom Recherchezentrum Correctiv, lieferte dem Publikum danach unterhaltsame Antworten auf die Frage: “Wie kann ich eigentlich Journalist werden?” Fends Biographie zeigt: Manchmal muss man dafür bis nach Bhutan reisen – und von dort auf verrückten Umwegen eine Bewerbung für ein Volontariat bei der viel zu früh wieder eingestampften Financial Times Deutschland abschicken.
Die Bühnen-Reise von NDR-Volontär Max Engel ging dann zwar nicht ganz so weit – nur bis nach Hildesheim -, aber dort an einen Ort, den viele auch noch nie betreten haben: ein Erotik-Kino. Sein Auftritt war nicht nur echt lustig, sondern auch echt beeindruckend – denn Engel hatte erst anderthalb Tage zuvor überhaupt vom Slam erfahren, als er für den verhinderten ZEIT-Redakteur Martin Eimermacher nachrückte.
Und nach der Pause gab es dann noch eine Premiere: Erstmals in der zweijährigen Geschichte des Reporter Slam präsentierten zwei Slammer ein Thema gemeinsam! Das machte deshalb total Sinn, weil Svea Eckert und Peter Hornung schon ihre gesamte Recherche gemeinsam durchgezogen hatten: Als Pseudowissenschaftler zeigten sie völlig sinnlose Studien auf internationalen Konferenzen – und flogen dabei nicht einmal auf. Mit ihren Fake-Identitäten als Dr. Isabella Stein und Dr. Christian Schreibaumer hätten sie sich beinahe den Sieg geholt – aber dann kam halt noch Christian Helms.
Der hat sich mit seinem Sieg nun für das große Jahresfinale qualifiziert. Das findet am 12. Januar 2019 ab 20 Uhr in Berlin statt, im Heimathafen Neukölln. Der Vorverkauf hat bereits begonnen. Es wird großartige Slams geben – und natürlich leckere Beilagen!
Und um die Wartezeit bis dahin zu überbrücken, lohnt sich ein Blick auf diese schönen Bilder des Hamburger Reporter Slam, fotografiert von Kolja Warnecke: