Im kommenden Sommer wird Volks-Rock’n’Roller Andreas Gabalier das größte Münchner Konzert aller Zeiten geben – in der Messe Riem, vor 100.000 Zuschauern. Er wird sich ganz schön anstrengen müssen, um eine vergleichbare Stimmung zu erzeugen wie der Reporter Slam in München Mitte November. In die Stragula Realwirtschaft passten zwar nicht ganz so viele rein. Aber die anwesenden Gäste waren so gut drauf, dass alle Bühnenakteure hinterher so glücklich aussahen wie Gabalier beim Blick auf seine Plattenverkäufe.
Es war ein Reporter Slam voller Premieren: zum ersten Mal überhaupt in München; zum ersten Mal kooperierten die “Realsatire”-Organisatoren mit dem News-Aggregator piqd und dem Musikentdecker-Radio ego.fm bei der Programmplanung; und erstmals produzierte das Internetradio detektor.fm, das genau in der Woche seinen 10. Geburtstag mit einer Deutschland-Tour feierte, einen Podcast von einem Reporter Slam. Dieser ist inzwischen auch schon veröffentlicht, und zwar hier: https://detektor.fm/kultur/piqd-thema-bonus-reporter-slam-muenchen
Und was ist da zu hören? Vor allem sechs Reporter aus dem ganzen Land, die ihr Publikum mit den unterschiedlichsten Erzählungen von ihren Recherchen zwei Stunden lang unterhalten. Am besten gelang das in München offensichtlich Bastian Berbner von der ZEIT. Denn er bekam für seine “Geschichten gegen den Hass” den lautesten Applaus und wird als 1. Münchner Reporter Slampion nun beim Jahresfinale am 11. Januar 2020 in Berlin auftreten.
Elisa Britzelmeier von der Süddeutschen Zeitung nahm die Zuschauer mit auf eine skurrile Partyzug-Fahrt von Köln zum Oktoberfest.
Christian Bollert von detektor.fm war nicht nur nach München gekommen, um das Jubiläum seines Senders zu feiern. Sondern er sprach auch auf der Bühne über Menschen, die an einem ganz besonderen, für Ost- und Westdeutschland bedeutenden Datum geboren wurden.
Danach beschrieb Nico Brugger (inzwischen beim Bayrischer Rundfunk), wie unglaublich schwer es sein kann, 16.000 Euro unters Volk zu bringen – wenn man für einen schwäbischen Privatsender arbeitet und niemand das Geld bei einem Gewinnspiel haben will.
Die freie Journalistin Kathi Flau aus Hildesheim hat schon viele lesenswerte Reportagen geschrieben, über Staubsaugervertreter ebenso wie über Germany’s Next Topmodel. Nach München mitgebracht hatte sie aber ein Thema, das noch mehr Absurditäten bietet als Heidi Klum.
Als Überraschungs-Slammer trat dann noch Marc Baumann vom SZ-Magazin auf. Moderator Jochen Markett hatte ihn erst einen Tag vorher angefragt, weil Jan Stremmel von Pro7 für den Slam kurzfristig absagen musste. Aber Marc Baumann hatte schon mal vor 2000 Zuschauern im Circus Krone versucht, lustig zu sein, und so traute er sich auch den spontanen Auftritt im Stragula zu.
Wie bei jedem guten Slam gehörten natürlich auch in München die eingängigen Melodien und klugen Texte von Ukulelenbarde Bommi und seinem Bassisten Brummi zum Programm. Und Marcus von Jordan, Geschäftsführer von piqd, stellte auf der Bühne die Kooperationspartner vor. Er war nach dem Abend so glücklich, dass der nächste Münchner Reporter Slam nun schon in Planung ist. Ort und Zeit werden noch bekanntgegeben. Auf der Messe Riem wird’s allerdings nicht stattfinden – noch nicht …
(Fotos: Yvonne Franke / piqd.de)