CSU und KT – ojemine!

Foto: Flickr, World Economic Forum (by Dewritech), CC 2.0 (https://www.flickr.com/photos/15237218@N00/5397651730)

Als man nach den obligatorischen ersten 100 Tagen im Amt bei deutschen Politikern nachfragte, wie sich der neue US-Präsident denn so geschlagen habe, gab es in Deutschland einen, der ein bisschen arg anbiedernd meinte, so viel wie Trump müsse man erst mal hinbekommen in so kurzer Zeit. Es sei beeindruckend, wie The Donald seine Wahlversprechen Punkt für Punkt umsetze, meinte Bayern-Präsident Seehofer damals. Und weil hier ja alles etwas schneller geht als in den anderen Bundesländern, brauchte Seehofer für diese Einschätzung keine 100 Tage, sondern nur 7. Nicht übermittelt ist, ob Seehofer heute immer noch an dieser Meinung festhält. Man würde Seehofer allerdings nicht zu nahetreten, wenn man feststellt, dass es sich dabei eher um einen Polit-Quickie gehandelt hat.

Trotzdem liebt der Bayer die USA und wahrscheinlich fühlt er sich mit ihnen seelenverwandt. Dass Trumps Vorfahren aus dem pfälzischen Kallstadt und nicht aus Bayern stammen, mag nach bayerischer Sichtweise ein kleiner Schönheitsfehler sein. Vielleicht handelt es sich auch um eine besonders dreiste Form der Geschichtsfälschung, was weiß man schon. Aber sonst sieht man sich gerne als eine Art nächster europäischer Verwandter, auch wenn das angesichts der Größe der USA und der daran gemessenen Zwergenhaftigkeit des Freistaats ein bisschen vermessen ist.

Aber sonst? Wir lieben das Thema Sicherheit und haben mit Joachim Herrmann einen Innenminister, der nicht für ordentliches Law&Order steht, sondern euch da draußen außerhalb Bayerns ab September zeigen wird, wie man das macht. Dann hat es sich nämlich ausgemazieret. Wir sind immer ein bisschen konservativer als die anderen und dennoch eine Bonsai-Weltmacht.

Und als der gefallene Superstar und Beinahe-Kanzler Guttenberg vor ein paar Jahren ein wenig über seine Doktorarbeit stolperte, wohin entschwand er? Natürlich in die USA. Dort lag er ein bisschen im politischen Abklingbecken, erwarb nebenher noch mehr das Odeur des Mannes von Welt („Guttenberg lebt inzwischen in den USA“, war ein beliebter in den Medien zu lesender Satz in den letzten Jahren) – und von dort aus kommt er jetzt zurück.

Das geht natürlich nur in Bayern, so wie manche Dinge eben nur in den USA gehen: Da macht ein Ex-Minister, komplett mandatslos und auch nicht mehr aktiv in der Politik aktiv, mal eben aus den USA einschwebend in Bayern Wahlkampf. Und alle spielen wieder verrückt und spekulieren, was er als nächstes wird, der Karl-Theodor. Die Termine für seine Wahlkampfauftritte entnehmen Sie bitte der örtlichen und manchmal auch der überregionalen Presse.

Aber was heißt schon Wahlkampftour?  Und was heißt schon Guttenberg? Der Mann lässt sich mittlerweile gerne „KT“ nennen, was eindeutig cooler klingt als Horst oder Markus oder Ilse. KT macht deshalb auch keinen Wahlkampf, sondern geht auf „Unterstützungstour“, für die selbstverständlich mit ausverkauften Hallen und Bierzelten gerechnet wird. Nachdem KT selbst für nix kandidiert, ist es erstmal naheliegend, dass er einfach nur unterstützt. Naheliegend ist allerdings auch, dass er in erster Linie sich selbst unterstützt. Weil der Job des Bayern-Präsidenten in absehbarer Zeit frei werden dürfte. Und weil nach allem, was man so hört, weder Markus noch Ilse die richtigen Favoriten vom Horst wären, sondern vermutlich KT.

Ja, der KT, das wäre einer für uns. Der Baron, der jetzt in den USA lebt. Der Mann von Welt, der sich wieder in die Niederungen der Heimat begibt. Der ein bisschen die Sehnsucht nach der Monarchie stillt, die es in Bayern immer noch gibt. Die konnte ein Franz-Josef vielleicht noch stillen, in seiner ganzen barocken Erscheinung. Aber doch nicht ein weißblonder Bürokrat, der Edmund heißt. Oder ein Horst aus Ingolstadt.

So gesehen ist KT das Sinnbild für Bayern 2017. Der Mann von Welt mit Wurzeln in der Provinz, der demokratische Monarch, der FJS 3.0. Schlauer und smarter als jeder Donald. Das mögt ihr da draußen wieder mal als bayerische Realsatire sehen, schon klar. Dem Horst und dem KT allerdings war vermutlich selten was so ernst…

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