Liga 4, es ist so schön bei dir!

Man kann ja momentan reden, mit wem man will, aber fast jeder sagt: Der Fußball und ich, wir haben eine echte Beziehungskrise. Es macht ja auch tatsächlich nicht mehr sehr viel Spaß, wenn Scheichs aus Katar sich mit irgendwelchen Öl-Milliarden eine Weltauswahl zusammenkaufen, deren Zweck nur eines ist: so viele Titel wie möglich gewinnen, um den Ruhm der Scheichs zu mehren (ich würde übrigens gerne wissen, wer sich solche bekloppten Marketingstrategien ausdenkt, aber das nur nebenbei). Jedenfalls benehmen sie sich gerade in Paris und Manchester und London so, dass man den FC Bayern für einen netten, halb professionell geführten Dorfverein halten könnte.

In Augsburg, um damit noch näher an den Freistaat Bayern heranzurückrücken, hat vor ein paar Tagen ein Fußballspiel in der dortigen Arena stattgefunden. Sieht man davon ab, dass jetzt auch in mittelgroßen Städten wie Augsburg die Stadien Arena heißen und von Versicherungen gesponsert werden, war die Besucherzahl von über 21.000 schon ganz ordentlich.

Das heißt, sie wäre ganz ordentlich gewesen, würden wir von einem normalen Bundesligaspiel sprechen. Tatsächlich schauten sich diese 21.000 aber das Spiel des TSV 1860 München gegen die 2. (!) Mannschaft des FC Augsburg an, die beide in der 4. Liga kicken. Die Stimmung war vermutlich besser als in einem durchschnittlichen Champions-League-Vorrundenspiel des FC Bayern und das sportliche Niveau kaum schlechter als in einem Kick zwischen, sagen wir, dem zypriotischen Rekordmeister und dem BvB.

Dass diese 21.000 Zuschauer einen Rekord für den deutschen Viertligafußball darstellen, muss man vermutlich nicht dazusagen. Und der bisherige Rekord stammte auch aus dem Freistaat (15.000 bei einem Spiel von Jahn Regensburg) – hey, ihr Fußball-Romantiker aus dem Pott, die ihr meint, nur bei euch sei der Fußball noch „ehrlich“, kommt nach Bayern. Oder seid so lange ruhig, bis der BVB mit einer zweiten Mannschaft mal auf 21.000 Fans kommt oder wenigstens gegen Nikosia gewinnt.

So bleibt am Ende einer Woche die Erkenntnis, dass ausgerechnet das fußballerisch viel geschmähte Bayern ein echter Gegentrendsetter geworden ist: Der Fußball feiert Party in der 4. Liga. Und sogar der FC Bayern spielt den „Großen Bellheim“ nach und holt nochmal drei alte Jungs aus der Rente zurück.

Und wenn die Welt gerecht ist, dann steigt 1860 am Ende auf und der Jupp und der Tiger und der Ex-Co-Trainer von Düsseldorf schießen im Champions-League-Finale den Guardiola und seine Milliardentruppe ordentlich aus dem Stadion.

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